Polarlichter: Tipps zum Erleben & Fotografieren

Grüne und leicht violette Nordlichter vor klarem Sternenhimmel und unten einer schwarzen Berg-Silhouette
Nordlichter vor den Bergen nördlich von Svolvær (Foto: ISO 800, Blende 5, 17 mm, 15 Sek.)

In der Nacht vom 2. auf den 3. September 2016 zwischen 23.45 und 0.40 Uhr war es mir vergönnt, Nordlichter auf den Lofoten in Norwegen zu erleben. Sämtliche Fotos auf dieser Seite wurden in diesem Zeitraum aufgenommen. Die Erfahrungen hieraus möchte ich mit anderen teilen.

 

Mein persönlich wichtigster Tipp vorab: Erleben Sie Polarlichter, d.h. bei allem Wunsch, Polarlichter zu filmen oder zu fotografieren, legen Sie die Kamera auch mal weg und genießen Sie einfach dieses Naturphänomen.

Was sind Nordlichter?

Nordlichter (Aurora borealis) sind die auf der Nord-Halbkugel auftretenden Polarlichter. Auf der Südhalbkugel werden diese Südlichter (Aurora australis) genannt.

  • Sehr vereinfacht erklärt: Polarlichter entstehen, wenn in den oberen Atmosphären-Schichten Sauerstoff- und Stickstoff-Teilchen wieder entstehen, nachdem sie durch elektrisch aufgeladene Teilchen der Sonne aufgetrennt wurden (Sonnenwind).
  • Polarlichter können verschiedene Farben, Formen, Größen und Bewegungsmuster aufweisen.
  • Polarlichter treten vor allem in den polaren Regionen der Erde regelmäßig auf. Zu  sehen sind sie allerdings nur bei geeigneten Voraussetzungen (s. unten).

In Regionen weit oberhalb des Polarkreises sind Polarlichter ein an vielen Tagen autretendes Pänomen. Dies ist unter anderem daran zu erkennen, dass z.B. die norwegischen Hurtigruten für Januar und Februar 2016 eine "Polarlicht-Garantie" gaben: Sollten Gäste auf einer 12 Tage dauernden Fahrt von Bergen nach Kirkenes und zurück keine Polarlichter gesehen haben, durften diese erneut kostenfrei in einem anderen Zeitraum mitfahren.

Grüne Nordlichter vor dem Sternbild Ursa Major ("Großer Bär") und über einer schwarzen Silhouette von Bergen auf den Lofoten
Grüne Nordlichter vor dem Sternbild Ursa Major (Großer Bär) und über einer schwarzen Silhouette von Bergen auf den Lofoten (Foto: ISO 800, Blende 4, 16 mm, 5 Sek.)

Voraussetzungen für das Erleben von Polarlichtern

Screenshot einer App für Polarlichter vom 3.9.2016 um 0.40 Uhr
Ein Screenshot einer Aurora-App am 3.9.2016 um 0.40 Uhr, also am Ende der Foto-Reihe.

Dies war mein Platz auf den Lofoten Norwegens für ein wundervolles Erleben von Nordlichtern (Link zur Karte in Google Maps).

Um Polarlichter sehen zu können, sind folgende Voraussetzungen ideal:

  • Auftreten von Polarlichtern: In verschiedenen Nächten am selben Ort sind Polarlichter unterschiedlich intensiv oder treten auch manchmal gar nicht auf. Angeblich sind September und Oktober sowie Mitte Februar bis Mitte April die Zeiten, in denen Polarlichter besonders häufig auftreten. Tipp: Verschiedene Websites und Apps (Beispiel) geben Indikationen und Wahrscheinlichkeiten für Polarlichter an.
  • Geeignetes Wetter (zwingend erforderlich): Wolkenfreier oder zumindest wenig bewölkter Himmel ist natürlich nötig, um die Polarlichter in den oberen Schichten der Atmosphäre sehen zu können.
  • Dunkle Nacht: Je dunkler die Nacht, desto besser die Chance sogar schwache Polarlichter deutlicher zu erkennen als in hellen Nächten. Wolkenfreie Neumond-Nächte sind daher besonders gut zur Sichtung geeignet.
  • Richtige Region: Zwar sind Polarlichter auch selten in Regionen unter des Polarkreises zu sehen, doch treten sie regelmäßig in Regionen deutlich oberhalb des nördlichen Polarkreises auf. Konkret: Nord-Norwegen, Island, Grönland, Kanada, Alaska und Russland, teils auch Nord-Finnland und Nord-Schweden.
  • Richtige Lokalität (Standort): In der richtigen Region gilt es einen geeigneten Platz zu finden. Nach Möglichkeit sollte dieser nicht zu nah an künstlichen Lichtquellen wie Städten oder beleuchteten Straßen sein und zum anderen eine gute Sicht Richtung Osten, Nordost, Nord, Nordwest und Westen erlauben, denn die Erde (und damit man selbst) dreht sich "nach rechts" unter dem Polarlicht hinweg, so dass für einen selbst gefühlt, Polarlichter zuerst aus dem Osten kommen über einen hinweg ziehen und im Westen verschwinden. Eigentlich wird man selbst darunter weg bewegt; quasi die Komfortfunktion der Erdrotation.

Wie gesagt, handelt es sich hier um die Nennung idealer Voraussetzungen, doch auch bei weniger optimalen Bedingungen ist das Sichten und Fotografieren von Polarlichtern möglich. Der klare Himmel ist natürlich unverzichtbar.

 

Meine Vorgehensweise: Ich suchte mir Neumond-Nacht aus (hier: 1.9.2016). Dann habe ich 2-3 Tage davor und danach (6 Tage) in einer Region verbracht, in der Nordlichter wahrscheinlich sind. Vor Ort blieb dann das Hoffen auf eine wolkenfreie Nacht mit den oben beschriebenen Voraussetzungen. Das Glück des Eintreffens der Bedingungen war vom 2. auf den 3. September der Fall.


Tipps zum Fotografieren von Nordlichtern

Vorbereitung

Polarlichter kann man nicht planen, sondern nur versuchen, viele der Voraussetzungen so zu gestalten, dass die Eintrittswahrscheinlichkeit erhöht wird.
Dazu gehört die Auswahl der Region, der Zeit und eines geeigneten Standorts (s. oben "Voraussetzungen").

 

Gute Fotos von Polarlichtern zu machen, ist nicht so einfach und erfordert mindestens eine Kamera mit gutem Objektiv, etwas Aufwand und eine gute Vorbereitung:

  • Kamera & Objektiv
    • Empfehlung: Lichtstarke(s) Weitwinkel-Objektiv(e) (möglichst kleine Blendenzahl <2,9) mit einer Brennweite von 30 mm und weniger
    • Ggf. ist eine Sensor-Reinigung vor der Reise zu empfehlen, denn Bildfehler sind bei Nordlichtern schwerer zu korrigieren.
    • Und natürlich: Laden Sie den Akku auf und leeren Sie die Speicherkarte
  • Geeigneten Standort auswählen und ggf. bei Tage vorher besichtigen
  • Navigation / GPS: Optional sollte man an Kameras oder Smartphones GPS aktivieren, um die Aufnahmen später zuordnen wiederum Orten zuordnen zu können.

Bei der späteren Durchführung ist vor allem Geduld gefragt, also viel Zeit an eventuell kühlen Orten. Daher ist warme Kleidung sehr zu empfehlen.

Durchführung

Nehmen Sie sich vor allem Zeit und begeben sich rechtzeitig zum Ort, den Sie ausgewählt haben.

  • Stellen Sie Kamera / Dreibein-Stativ auf einen stabilen, vibrationsfreien und sich nicht bewegenden Untergrund.
  • Reinigung von Objektiv und Linse verringert Verunreinigungen im Bild.
  • Grund-Einstellungen der Kamera:
    • Nehmen Sie falls möglich parallel in zwei Bildformaten auf, z.B. RAW und JPG.
    • Limitieren Sie den maximalen ISO-Wert der Kamera auf 800 oder 400, da sonst das Bildrauschen so hoch wird, dass es später das Bild negativ beeinflusst.
    • Stellen Sie die Kamera mit Auslösungsverzögerung ein, z.B. zwei oder fünf Sekunden. Alternativ können Sie auch per Fernauslöser auslösen.
    • Manuellen Fokus auf unendlich stellen minus einen "Hauch". Tipp: Im Hellen schon einmal weite Fokuspunkte oder Wolken anfokussieren und Fokus-Einstellungen merken.
  • Wählen Sie Zeitautomatik mit einer möglichst kleinen Blendenzahl, z.B. f=5,6. Alternativ können Sie auch mit Blendenautomatik arbeiten; hierbei sollte man darauf achten, dass die Blendenzahl nicht größer acht wird. Profis arbeiten eh im manuellen Modus (M).
  • Achtung: Bei schnell bewegenden Polarlichtern die Belichtungszeit nicht zu lang wählen.
  • Den Bildausschnitt so wählen, dass ein Bezugpunkt auf der Erde wie ein Berg, ein Haus o.ä. mit im Bild ist, um dem Betrachter eine Größen-Relation zu vermitteln. Ggf. Fokus-Einstellungen korrigieren.
  • Persönlicher Tipp: Legen Sie die Kamera auch mal weg und genießen Sie das Naturphänomen mit eigenen Augen.

Nachbearbeitung von Aufnahmen

Viele meiner Aufnahmen waren trotz langer Belichtung sehr dunkel. Diese habe ich mit Foto-Software nachbearbeitet.

  • Kopien anlegen: Sichern Sie zuerst Bilder als Kopie, also direkt nach Öffnen einer Aufnahme, wählen Sie "Speichern unter", um später beim Speichern nicht aus Versehen ihr Original zu überschreiben.
  • Horizont: Das Begradigen des Horizonts hilft dem Auge des Betrachters, da es sofortige Unstimmigkeiten wie Schräglage nicht erkennen lässt.
  • Bild-Ausschnitt: Wählen Sie ggf. nur einen Teil des Originallbildes, um den Bildanteil des Polarlichts zu erhöhen.
  • Licht-Equalizer: Das gezielte Verstärken von Schatten und Halbschatten ("Mitteltöne") bringt die Effekte mehr hervor.
  • Kontrast: Die moderate Erhöhung des Kontrasts lässt dunklen Nachthimmel dunkler werden und verstärkt das Polarlicht vor dem dunklen Hintergrund.
  • Helligkeit: Je nach Geschmack kann man abschließend die Helligkeit des Bildes oder einzelner Stellen verändern.
  • Farben: Für mich keine echte Option, aber wer will kann natürlich noch Grün- oder Rot-Töne verstärken.

Beispiele suboptimaler Fotografien von Nordlichtern

Tipps und Links rund um das Erleben von Nordlichtern

Tipps:

  • Doppelt schön sind Nordlichter an einem See oder am Meer. Bei WIndstille spiegeln sich starke Nordlichter sogar auf der Wasser-Oberfläche.
  • Für fortgeschrittene Fotografen ist auch eine Zeitraffer-Aufnahme von Polarlichtern zu empfehlen, da sie die Bewegungen der Lichter gut wiedergibt. Das wäre auch für mich noch ein Projekt für eine nächste Reise.
  • Verbringen Sie als Fußgänger-Passagier (mit Glück der oben genannten Bedingungen) eine Polarlicht-Nacht auf einem Hurtigruten-Postschiff (Fahrplan): Von Svolvær auf den Lofoten fährt ein Postschiff Richtung Nord am Abend ab und erreicht morgens Harstad. Dort kommt das nach Süden fahrende Schiff ca. 30-60 Minuten später an, das Sie wieder nach Svolvær bringt. Mit noch etwas Glück fährt der Kapitän auch eine Runde in den Trollfjord. Für Fotografen sind Schiffe doch nur bedingt geeignet, denn durch Vibrationen und Fahrt des Schiffs ist kein fester Untergrund für Mehrsekunden-Aufnahmen verfügbar.
  • Dasselbe könnte man auch zwischen Tromsø und Hammerfest machen, nur vergehen hier zwischen beiden Schiffen ca. vier bis fünf Stunden. Das reicht für eine Aufnahme von Hammerfest vom Hausberg aus.

 

Links:

(c) Autor: Mark König

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